rezensiert von Thomas Harbach
Von allen bisher im dritten Subzyklus erschienenen Romanen gehört Achim Mehnerts „Sonne des Vergessens“ zu den besseren Werken. Über weite Strecken des sehr geradlinigen Plots baut der Kölner Autor einen Sense of Wonder auf, der in Kombination mit seinem flüssigen Stil und einer geradezu klassischen Prämisse überzeugt. Die Schwächen liegen fast ausschließlich im uneinheitlichen und nicht zufrieden stellenden Expose. Das Titelbild von Ralph Voltz ist stimmungsvoll und gibt – allerdings einen Bestandteil des Plots verratend – die wichtigsten Komponenten des vorliegenden Werkes gut wieder.
Der Roman ist fast ausschließlich aus der Ich- Perspektive geschrieben worden. Der Android Arthur führt insbesondere Neuleser mit einem kurzweilig zu lesenden Dialog zwischen Ren Dhark und ihm in das Szenario ein. Dabei werden die in den bislang veröffentlichten Bänden unterschiedlichen Positionen noch einmal beleuchtet, aber nicht relativiert. Die POINT OFF befindet sich auf dem Weg zum Notheim der Zyzzkt, jener geheimnisvollen Welt, auf der sich die Insektoiden niedergelassen haben. Auf dem Weg dahin wird das Raumschiff durch ein Funksignal aus dem Nachbarsystem abgelehnt. Bei der näheren Erkundung dieser Region stoßen die Männer um Ren Dhark auf ein verlassnes Raumschiff – auch im dreizehnten Band des „Sternendschungels Galaxis“ beschrieb Achim Mehnert ein verlassnes und um All treibendes Raumschiffwrack -, das aber augenscheinlich einer bislang unbekannten Rasse gehört. Auf der Welt selbst lernt die Mannschaft der POINT OFF die Byrds kennen, eine Rasse vogelähnlicher Humanoiden, die ebenfalls von den Insektoiden Zyzzkt heimgesucht worden sind. Exposeautor Hajo Breuer und Achim Mehnert binden sehr geschickt diese neue Welt mit ihrer bislang unbekannten Rasse in die laufende Handlung ein. Insbesondere in der ersten Hälfte wirkt das Buch nicht wie Füllmaterial, der Leser hat nicht den Eindruck, als verlöre Mehnert den komplexen Gesamtplot aus dem Auge. Zwar ist schon in „Das Geheimnis der Zyzzkt“ die Erwartung geweckt worden, mehr über den Aufenthalt der Insektoiden in der Milchstraße zu erfahren, aber wie in den klassischen Perry Rhodan Romanen nähert sich das Autorenteam der Quelle dieses Geheimnisses über die „äußeren“ Welten. Die Entdeckung /Erforschung des Raumschiffs und die spätere Erkundung der Vogelwelt stehen in einem guten Verhältnis zueinander. In beiden Szenarien baut Achim Mehnert die Spannung mittels unterschiedlicher Prämisse auf und bindet dank der Ich- Erzählerperspektive den Leser sehr gut in das ablaufende Geschehen mit ein. Gegen Ende des Buches versucht der Autor mit einem Übergang auf den nächsten Band eine weitere Bedrohung zu etablieren, dieser Versuch wirkt aber eher bemüht und fügt sich nicht ganz geschickt in die Gesamthandlung ein. Im Gegensatz zu den ersten beiden Dritteln des Buches fällt der Roman am Ende deutlich ab. Achim Mehnert bemüht sich, die einzelnen Situationen abzuschließen, wirkt dabei aber stellenweise ein wenig zu überhastet und nicht alle Auflösungen sind wirklich plottechnisch überzeugend. Der menschliche Faktor hätte deutlicher integriert werden müssen, insbesondere der Roboterhund wirkt wie ein Kompromiss einer jüngeren Lesergeneration gegenüber und wirkt vor allem in Hinsicht auf den ganzen Roman altbacken. Weiterhin ist zu kritisieren, dass die im Grunde sehr geschickte Umkehrung natürlicher Abläufe auf der Erde – in diesem Fall dominieren die „Insekten“ über die „Vögel“ – zu hektisch und viel schnell abgeschlossen wird. Der Leser hätte sich eine weitere Erkundung dieser Welt gewünscht und Stoff für zumindest einen zweiten Roman wäre sicherlich ausreichend vorhanden gewesen. Insbesondere die vielen kleinen Details, welche Achim Mehnert sowohl beim Auffinden des im All treibenden Raumschiffs als auch nach der Landung auf der fremden Welt dem Leser anbietet, hängen am Ende von „Sonne des Vergessens“ in der Luft. Die Idee, dass die Menschen wie auch die Vogelwesen degenerieren, ist nicht unbedingt neu und wird von Hajo Breuer sowie Achim Mehnert auch nicht zufrieden stellend präsentiert. Die Lösung ist vorhersehbar und erinnert leider mehr an die goldenen Pulpzeiten, in denen Autoren wie Edmond Hamilton oder Murray Leinster auf solche Ideen zurückgegriffen haben. Im Gegensatz insbesondere zu Leinster fehlt Achim Mehnert bis auf eine wirklich gelungene Passage der Humor, um aus diesem bekannten Handlungselement zumindest etwas Originelles herauszuholen. Nach einem soliden und sehr lesenswerten Aufbau wirkt das Ende zu abrupt und zu unentschlossen. Diese Schwäche zeichnet ja leider eine Reihe der letzten „Sternendschungel Galaxis“ Romane aus.
Um es noch einmal zu betonen, die Vogelwelt alleine hätte Stoff für einen zweiten Roman geboten. Die Befreiung aus der „Falle“ hätte nicht nur mit „Bordmitteln“ erfolgen sollen, sondern den Planeten an sich und seine Vogelartigen Bewohner bzw. die Insektoiden mit einschließen können. So wirkt das Ende wie ein Ratschlag von Oma, wenn man auf Reisen geht, möglichst alles einzupacken. Irgendwann und irgendwo benötigt man die Sachen schon. Als Roman betrachtet ist „Sonne des Vergessens“ gut zu lesen und über weite Strecken auf ansprechendem Niveau unterhalten. Nur am Ende verliert der Band deutlich an Spannung und greift auf zu viele altbekannte Ideen zurück, die leider nicht sonderlich originell präsentiert worden sind. Achim Mehnerts angenehm zu lesender Stil und seine Fähigkeit, insbesondere fremde Zivilisationen griffig und überzeugend gleicht diese Schwäche zumindest teilweise aus.
Achim Mehnert: "Sternendschungel Galaxis 17 "Sonne des Vergessens""
Roman, Hardcover, 92 Seiten
HJB Verlag 2008
Leserrezensionen
:: Im Moment sind noch keine Leserrezensionen zu diesem Buch vorhanden ::
:: Vielleicht möchtest Du ja der Erste sein, der hierzu eine Leserezension verfasst? ::
|